Von Nandalyas Eintrag inspiriert kommt hier meine ganz eigene Geschichte zum Thema Geschwindigkeit:
Sich aufzuraffen, wenn man schon im Gemütlichen – im Warmen – sitzt, das fällt mir nicht leicht und allein das Wissen, dass die Sonne nicht mehr lang auf mich warten wird, lässt mich die Schuhe anziehen. Die Haustür fällt hinter mir in die Tür und sofort werde ich von einer eiskalten Luft umgeben. Schnell die Stufen hinab, ein Blick auf die Uhr und auf den Startknopf gedrückt. Es ist der Startknopf am Zeitmesser und gleichzeitig der Startknopf in meinem Herzen und in meinen Füßen. Während die ersten Meter abgelaufen werden, fühlt es sich an, als ob ein kalter Windzug durch die Schuhe zieht, also balle ich meine Füße während des Laufens ein wenig. Die ersten Kurven und Treppen liegen hinter mir, da wird mir bewusst, dass diese Strecke am Nachmittag eh keine Sonne abbekommt und so finde ich Raureif an den Grashalmen und der bisher matschige Boden hat eine leichte Härte bekommen. Die Hände sind kalt, weshlab ich die Finger ausstrecke und wieder zu einer Faust zusammenziehe, die Reaktion erfolgt prompt.
Die Beine sind schwer, sie meckern sich über die zusätzlichen Kilometer, die ich gestern, nur so zum Spaß, an meine Laufstrecke hängte. Es fühlt sich an, als wäre mir der Sinn fürs Gleichgewicht abhanden gekommen, aber dennoch setzt sich jeder Schritt punktgenau und ohne instabil zu landen. Mir kommen Menschen in dicken Mänteln entgegen, sie nicken mir grüßend zu und wundern sich womöglich, ob ich nicht zu kalt angezogen bin. Ich bin es nicht, das weiß ich spätestens in zwei Kilometern. Als die Hälfte der Strecke hinter mir liegt, schiele ich nur auf die Uhr und stelle unzufrieden fest, dass ich bereits über eine halbe Minute hinter meiner Bestzeit liege. Dann realisiere ich meinen Zustand und finde mich damit ab – der Kopf leert sich wieder. Auch diese letzte Hälfte des Strecke ist plötzlich halbiert und ich atme tief ein. Ganz von allein richte ich mich stärker auf und bemerke, dass da noch mehr geht und dass die müden Muskeln mir nicht diktieren können, wie schnell ich zu laufen habe, denn ausruhen kann ich mich später noch zu genüge.
Immer erhabener wird der Lauf und gleichwohl schneller, der Abschnitt mit dem Anstieg liegt vor mir, 47 Höhenmeter auf nicht einmal 500 Streckenmeter. Das heftige Stück fast am Ende, es wird gelaufen und ohne es wirklich erlebt zu haben, liegt es schon hinter mir. Das Herz pocht und schlägt wie wild mit 190 Schlägen in der Minute. Nein, das ist nicht gesund, doch dieses kleine Herz musste schon immer schneller schlagen, um den großen Körper mit Blut zu versorgen, womöglich bleibt deswegen kein Fett an mir hängen. Nach ein paar wenigen Schritten, hat es sich wieder beruhigt und pocht belustigt bei 155 Schlägen in der Brust. Weiter durchs Wohngebiet und die letzte Steigung. Dieses Mal sind es nur neun Meter in die Höhe bei 200 Meter an Strecke, ein guter Grund, einen letzten Sprint einzulegen, denn danach geht es fast nur noch eben weiter. Ich sehe den Punkt, an dem ich sonst anfange zu gehen und habe das Gefühl, meine Bestzeit geschlagen zu haben, mindestens eine Minute, so denke ich mir, während sich ein Stich in meiner linken Seite unangenehm bemerkbar macht. Doch er stört mich nicht mehr, der Punkt ist erreicht und ich drücke auf den Stoppknopf auf meiner Uhr und in meinem Kopf. Der Blick verrät mir, dass ich schneller als je zuvor war, aber eben doch nur acht Sekunden.
Gleich acht Sekunden? Und das mit nur einer BS! Mein Kompliment, lieber Ben. 😉
Eine BS? ich kann nur ahnen, aber wenn ich richtig zähle, dann sind es zwei BS! 😉 und acht Sekunden sind auf einer 40 Sekundenstrecke davon nicht zu verachten 😀
Du bist Zwei? 😀 Quasi „Ich und Ich?“
BS = Benstärke
Stark, oder? 😛
Aha, ich verstand es als „Beinstärke“ (um einen Buchstaben vertippt) und dererlei hab ich zwei 😉
Da mir Läufer eher suspekt sind, danke ich umso mehr für diesen Einblick. Er hilft mir, einen marathonenden Freund besser zu verstehen. Manchmal geht’s halt eben nur um acht Sekunden. Danke, Ben.
Ich muss gestehen, dass ich früher kaum Sport getrieben habe und erst seit ein paar Jahren die wirkliche Lust daran gefunden habe. Keine Ahnung, warum ich so gern jogge, aber es ist für mich ein Moment des Abschaltens und Entschleunigens.
Bitte bitte, liebe Käthe
Gut so, Ben. Ich lasstolperte kurz über das vielzukleinefürgroßkörperne Herz und hielt inne. Sport ist da allemal am bonfortionösesten.
Für das kleine Herz gibt es auch noch andere Gründe und vielleicht schreibe ich ja mal eine Geschichte dazu… 😀
Großherzige Kleinherzgeschichten fetzen ungemein. Adieu für heute an den Beachtlichachtsekundenben.
Achtsekundenben??? Wer das außerhalb des Kontextes liest, wird aber was ganz anderes denken, als beachtlich…
Pardon, daß ich Dir die Tour mit Greeny verdarb. Ich war noch nie ’ne gute Kupplerin.
Eigentlich mag ich ja Leute, die nicht kuppeln, aber eine Antikupplerin hätte es nun auch nicht sein müssen 😉
Bei Greeny legen wir gerade ein gutes Phrasendreschwörtchen für Dich ein. Die Madame, der Sir und meine Wenigkeit.
Mir fällt nur keine Phrase ein und ich habe das Gefühl, dass ihrs chon recht gut gesammelt habt… 😀
Mist! Da ersinnt man einen genialen Plan, schmiedet Ränke gar und der Ben(gel) verweigert sich einfach!
Ja, da bin ich gut drin. 😛
Ja, der Wortverdreher ist auch ein Wortverweigerer.
es wäre nicht das erste Mal 😛
Den Spitznamen hast du weg, zumindest bei mir, mein lieber Achtsekundenben 😀 Danke, Käthe!
Hach verdammt…dabei wollte ich mich dir gerade feilbieten, dir gegen deine Geilheit zu helfen und dachte, dass ich bei dem Titel dieses Beitrags schon in die richtige Richtung vorstoße…(„Vollgas ins Green“ wäre dann natürlich passender gewesen), aber bei dem Spitznamen wird das natürlich niemals was…
Danke Käthe! 😦
Ich weiß deine Selbstlosigkeit zu schätzen, mir in meiner Geilheit helfen zu wollen. Wirklich, Achtsekundenben, man sollte dir ein Denkmal bauen oder so.
Ja, ich bin auch dafür…und das ganze Leben ist doch ein einziges Geben und Nehmen… 😉